Lauchrödener Martinskirche

Glauben und Gedenken

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Von 1144 stammt die urkundliche Ersterwähnung der Kirche. Umbauten erfolgten 1448 sowie zwischen 1610 und 1612. Das Mauerwerk des Westturms birgt romanische Bauteile. Spätgotische Maßwerkfenster erhielten sich im Chor. Kanzel und Emporen entstanden im 17. Jahrhundert. Das spätgotische Relief zeigt die Beweinung Christi und gehörte einst zu einem Altarretabel, das aus der Werkstatt des Meisters des Deubacher Altars zu stammen scheint. Das ergreifende Kruzifix ist der Zeit um 1610 zuzuordnen. Ein Pelikan als Symbol für die Opferbereitschaft Jesu ziert den Schalldeckel der Kanzel, weil man einst annahm, der Vogel füttere die Jungen mit Blut aus seiner Brust.

Zwei Epitaphien an der Südwand des Chores erinnern an den Tod Adam Ludwig von Reckrodts im Jahr 1703 und Johann Friedrich von Brincks im Jahr 1737. Sie informieren über die Lebensläufe der Verstorbenen und verweisen auf die Texte der Leichenpredigten.

Epitaphien sind Erinnerungstafeln in Kirchenräumen. Unabhängig von den Grabstätten berichten sie von familiären Bindungen und der Ehre der Toten. Um 1350 kam diese Form des Totengedenkens auf und verbreitete sich nach der Reformation weiter, als Seelenmessen, Altarstiftungen und Andachtsbilder als wesentliche Bestandteile katholischer Frömmigkeit aus dem evangelischen Glaubensleben verschwanden.

Erstmals urkundlich erwähnt wird die Lauchrödener Martinskirche bereits 1144. 1448 und zwischen 1610 und 1612 erfolgten Umbauten. Der massive Turm steht im Westen des Langhauses. Dieses geht über die Turmbreite hinaus und zeugt von Erweiterungen des Kirchenraumes. In der Kirche erkennen wir Teile verschiedener Bauepochen. Das Mauerwerk des Turmes birgt Reste einer romanischen Vorgängerkirche. Der spätgotischen Baukunst verdanken wir die Spitzbogenfenster mit Maßwerk im Chor. Der Einbau von Kanzel und Emporen erfolgte im 17. Jahrhundert.

Die Ausstattung erhält auch vorreformatorische Bilderwelten. Bemerkenswert ist ein spätgotisches Relief mit der Beweinung Christi. Es wird dem sogenannten Meister des Deubacher Altars zugeschrieben. Ganz ähnliche Werke finden sich in den Kirchen St. Nikolai zu Eisenach, in Großenlupnitz oder in Herda. Einst gehörte die Relieftafel zu einem Flügelaltar. Die dargestellte Szene wird so nicht in der Bibel beschrieben. Sie schildert den Moment zwischen Kreuzabnahme und Grablegung Christi und soll den Betrachter zum Mitleiden mit der trauernden Maria anregen. Dem Einfühlen in die Passion dient auch das große Kruzifix im Chorraum. Seine Entstehungszeit könnte mit dem Umbau der Kirche im Jahre 1610 zusammenfallen. Den Schalldeckel der Kanzel schmückt ein Pelikan – Symbol für die Opferbereitschaft Jesu, weil man einst annahm, der Vogel füttere seinen Jungen mit Blut aus seiner Brust.

Die auffälligsten Ausstattungsstücke aber sind zwei Epitaphien an der Südwand des Chores. Eines erinnert an den 1703 im Alter von 32 Jahren verstorbenen Adam Ludwig von Reckrodt. Der prächtig mit Wappen, Putti und Akanthuslaubwerk geschmückte ovale Rahmen umschließt einen lateinischen Text mit der Vita des Verstorbenen. Im unteren kleineren Feld ist der Text der Leichenpredig festgehalten. Er steht im Brief des Apostel Paulus an Timotheus (4, 7-8): „Ich hab einen guten Kampff gekempffet, ich habe den Lauf vollendet, ich hab Glauben gehalten; hinfort ist mir beygelegt die Krone der Herrlichkeit.“ Ein zweites Epitaph ist Johann Friedrich von Brinck gewidmet, der im Jahr 1737 mit 68 Jahren starb und unter anderem als Offizier in der hochfürstlichen Leibgarde zu Eisenach diente. Der rechteckige Rahmen zeigt Putti, die die Ehewappen tragen und weitere kleinere Wappen. Unter der Hauptschrifttafel mit der Vita steht Psalm 73, 23, der Text für die Leichenpredigt: „Dennoch bleib ich stets an dir, denn du hälst mich bei deiner rechten Hand.“

Epitaphien sind Erinnerungstafeln, die unabhängig von Gräbern in Kirchenräumen angebracht sind. Sie entstanden um 1350 und verbreiteten sich nach der Reformation in katholischen wie in evangelischen Kirchen. Vor allem in lutherischen Kirchen aber waren Epitaphien beliebt. Sie boten Hinterbliebenen die Möglichkeit des Totengedenkens und der Repräsentation in familiären Traditionen, nachdem in Folge der Reformation Seitenaltäre und Andachtsbilder, an denen Messen für die Seelen der Verstorbenen abgehalten wurden, verschwanden.

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