Die Lutherkirche in Kälberfeld

Natur und Gottes Offenbarung

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Der erste Kirchenbau des Dorfes lag im Tal, doch seine Mauern hielten den Erschütterungen der Eisenbahn, die seit 1847 daran vorbeiführte, nicht mehr stand. Glasbilder in den Fenstern der Vorhalle der neuen Kirche erinnern an den abgerissenen Vorgängerbau. Mit dem Entschädigungsgeld der Reichsbahn und der Unterstützung Herzog Carl Eduards von Sachsen-Coburg-Gotha errichtete die Gemeinde 1905 eine neoromanische Kirche. Das rustikale Äußere birgt ein gediegen ornamentiertes Inneres.

Die lebhafteste Gestaltung weisen die Fenster im Chor auf. Das Mittelfenster zeigt Christus, der auf einer Wolke schwebt. Unter dem tiefen Himmel erahnen wir eine weite Landschaft. Im Vordergrund blicken drei Jünger ergriffen zu ihm empor. Die Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas berichten, dass Christus Petrus, Jacobus und Johannes auf einen Berg führte, um zu beten und dann erschien ihnen das göttliche Licht. Bei diesem Ereignis offenbarte sich Christus als Gottessohn und verwies auf seine kommende Auferstehung. Die Kunst bringt Verklärung und Auferstehung oft zusammen, indem sie die Nägelmale am Leib des Verklärten darstellt.

Auch wenn die Bibel den Berg namentlich nicht nennt, gilt als Ort der Verklärung der Berg Tabor in Galiläa. Dort erschallte die Stimme Gottes aus einer Wolke. In dieser Geschichte verschmelzen Natur und Religion. Gotteserfahrung ist gleichzeitig auch Naturerfahrung.

Die evangelische Kirche gedenkt der Verklärung am letzten Sonntag nach Epiphanias. Orthodoxe feiern das Fest im August und lassen zu diesem Anlass die reifen Früchte segnen.

Die Lutherkirche in Kälberfeld liegt weithin sichtbar oberhalb des Dorfes inmitten eines Friedhofes. Der erste Kirchenbau des Dorfes lag im Tal. Im Turm dieser älteren Kirche hatte sich mittelalterliches Mauerwerk erhalten und die Ausstattung ging vor allem auf des 18. Jahrhundert zurück. Das Kirchlein musste den Folgen der Moderne weichen. Die Eisenbahnlinie verlief seit 1847 direkt nebenan. Vorbeifahrende Züge erschütterten das Mauerwerk regelmäßig so, dass die Kirche bald baufällig wurde. Glasbilder in den Fenstern der Vorhalle der neuen Kirche erinnern an den Vorgängerbau. Mit dem Entschädigungsgeld der Reichsbahn und der Unterstützung Herzog Carl Eduards von Sachsen-Coburg Gotha, der gerade die Herrschaft angetreten hatte, konnte 1905 die Kirche geweiht werden. Die Bauherren entschieden sich für eine neoromanische Architektursprache. Es scheint, als wolle das neue Bauwerk am Hang architektonisch mit der Wartburg kommunizieren und als sollte der Rückgriff auf historische Formen Sicherheit in der immer rasanter fortschreitenden Moderne geben. Das Mauerwerk aus Sandsteinquadern, gestufte Giebel, Strebepfeiler und Rundbogenfenster geben der Kirche ein abwechslungsreiches, rustikales Äußeres. Das Innere wirkt gediegen. Emporen, Kanzel und Gestühl aus dunklem Holz stehen im Kontrast zu weißen Wänden. Zwei das Gebälk tragende Atlanten verleihen dem Innenraum einen leicht theatralischen Charakter. Der Chor ist verhalten ornamental ausgemalt. Die lebhafteste Gestaltung erfuhren die Fenster im Chor von W. Franke von der Firma Dusberger und Hartung aus Naumburg. In den seitlichen Chorfenstern finden sich Darstellungen von Kelch und Patene. Es sind Abbildungen des Abendmahlsgerätes der Kälberfelder Gemeinde.

Das Mittelfenster zeigt die Verklärung Christi. Christus schwebt hell erleuchtet auf einer Wolke. Unter dem tiefen Himmel erahnen wir eine weite Landschaft. Im Vordergrund blicken drei Jünger ergriffen zu Christus empor. Die Bibel berichtet in den Evangelien des Matthäus, des Markus und des Lukas von diesem Offenbarungserlebnis. Christus führte Petrus, Jacobus und Johannes auf einen hohen Berg, um zu beten. Dort durchschien ihn das göttliche Licht. „Und er wurde verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. Und siehe, da erschienen ihm Mose und Elia; die redeten mit ihm. … Und siehe eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn an dem ich Wohlgefallen habe.“ (Mt. 17, 1-3, 5) Bei diesem Ereignis offenbarte sich Christus als Gottessohn. Es verwies auf seine kommende Auferstehung. Der Zusammenhang von Verklärung und Auferstehung wird in der Kunst häufig hergestellt. In der Kälberfelder Kirche trägt der verklärte Christus als Verweis auf die Passion bereits die Nagelmale. So soll verdeutlich werden, dass Christi Leiden der göttlichen Vorsehung folgte.

In der evangelischen Kirche wird am letzten Sonntag nach Epiphanias der Verklärung gedacht. In den orthodoxen Kirchen feiern Gläubige im August die Verklärung und lassen zu diesem Anlass die reifen Früchte segnen. Auch wenn in der Bibel der Berg namentlich nicht genannt ist, wird als Ort der Verklärung der Berg Tabor in Galiläa angenommen. Er ragt auffallend aus der Umgebung. Daher wird das göttliche Licht, das Jesus erleuchtete, als Taborlicht bezeichnet. Christus nutzte die Abgeschiedenheit des Berggipfels, um weit abseits vom Alltag in Kontakt mit der göttlichen Kraft zu treten. Gottes Stimme erschallte aus einer Wolke. Natur und Religion sind in dieser Geschichte untrennbar miteinander verwoben. Um Gottes Nähe in der Natur zu finden, muss man aber nicht nach Israel reisen. Von der Kälberfelder Kirche aus hat man einen hervorragenden Blick auf den Hörselberg. Auch hier kann man betend weit über das Land schauen und sich von der Schönheit der Schöpfung Gottes erstaunen lassen.

Gefördert durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums: Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete.