Die Margarethenkirche in Herda

Ein spätgotischer Passionsaltar – vom Schauen und Glauben

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Die Chorturmkirche ist der Heiligen Margaretha geweiht. Ihr Gesicht lächelt vom Schlussstein im Chorgewölbe herab. Der spätgotische Chor ist der älteste Bauteil der Kirche. Die Erweiterung des Langhauses erfolgte 1613 und 1676. Um 1700 erhielt die Kirche die barocke, reich verzierte Kanzel. Die schlichten Emporen stammen aus dem 19. Jahrhundert wie auch die wertvolle Orgel der Firma Peternell.

Die Aufmerksamkeit liegt auf dem Altarretabel von 1510. Reliefs erzählen ausdrucksstark von der Passion Christi. Die Haupttafel in der Mitte schildert die Kreuzigung. Der linke Flügel zeigt Christus am Ölberg und die Kreuztragung. Der rechte Flügel schildert Beweinung und Auferstehung. Das Retabel zeugt von Schaufrömmigkeit vor der Reformation. Die Figuren treten in Blickkontakt mit dem Betrachter. Die Gewänder ahmen die Mode der damaligen Zeit nach. So erhielt die biblische Geschichte Bezug zur Gegenwart der Kirchgänger, die zu Zeugen der Passion Christi wurden. Die Versenkung in die Leiden Christi diente dem Seelenheil.

Dass der Altaraufsatz nach der Reformation erhalten blieb, liegt wohl daran, dass Jesus Christus im Mittelpunkt steht.Das Bildprogramm widersprach nicht der lutherischen Lehre. Der Altar verbindet uns mit den Gläubigen der Vergangenheit. Wie die Menschen vor 500 Jahren blicken wir auf die Bilder und versuchen das Geschehen von Golgatha zu begreifen.

Die Chorturmkirche in Herda ist der Heiligen Margareta geweiht, deren lächelndes, volles Gesicht vom Schlussstein des Kreuzgewölbes im Chor herabblickt. Die Heilige Margareta von Antiochien weigerte sich, den Stadtpräfekten zu heiraten. Der sperrte sie aufgrund ihres Glaubens ins Gefängnis und ließ sie foltern. Ein Drache erschien als Versucher im Kerker, den sie mit dem Zeichen des Kreuzes bändigte. Am Ende ihrer Qualen wurde sie durch Enthauptung getötet. Sie gilt als Patronin der Gebärenden.

Der spätgotische Chor ist der älteste Bauteil der Kirche. Das Langhaus wurde inschriftlich 1613 und 1676 unter Einbeziehung älteren Mauerwerks erweitert. Um 1700 erhielt die Kirche die Kanzel, die im Stil des Barock mit Fruchtgehängen in den Brüstungsfeldern verziert ist. Die schlichten Emporen-Einbauten stammen aus dem 19. Jahrhundert. Stolz ist die Gemeinde auf ihre wertvolle Orgel der Firma Gebrüder Peternell.

Die wenigen schmückenden Elemente in der Kirchenausstattung erlauben es, die Aufmerksamkeit auf den Altar zu richten, den ein spätgotisches Flügelretabel schmückt. Es ist ein außerordentliches Werk, das in feinen Reliefs von der Passion Christi erzählt. Die Darstellung beginnt mit Christus am Ölberg im linken Flügel oben und zeigt darunter die Kreuztragung. Die Haupttafel in der Mitte schildert die Kreuzigung. Der rechte Flügel schließt über eine vielfigurige Beweinung oben und mit der Auferstehung im unteren Feld den Passionszyklus ab. Der Altar in Herda steht in einer Reihe ähnlicher Arbeiten, die in Eisenach und der Umgebung die Beweinung Christi zum Thema haben, was die Existenz einer eigenen Schnitzwerkstatt in Eisenach nahelegen könnte, die den hohen Bedarf an Altarskulptur deckte. Das Herdaer Altarretabel legt noch heute ein Zeugnis der ausgeprägten Schaulust vorreformatorischer Frömmigkeit ab. Die Reliefs zeigen neben Jesus Christus zahlreiche Zeugen seiner Passion. Sie treten in Blickkontakt mit dem Betrachter, verweisen auf die Wunden und das Leiden des Gekreuzigten und zeigen ihren Schmerz über die Grausamkeit. Der Schöpfer des Altars orientiert sich bei der Darstellung der Gewänder durchaus an der Mode seiner Zeit um 1510. Damit gab er der biblischen Geschichte Aktualität. Die Kirchenbesucher wurden aufgefordert, selbst auch Zeugen der Passion und der Auferstehung zu sein, sich davon berühren zu lassen und danach ihr Leben im Geiste Jesu auszurichten.

Dass der Altaraufsatz auch nach der Reformation erhalten blieb, liegt sicherlich am Thema der Reliefs, die Jesus Christus in den Mittelpunkt stellen. Damit stand das Bildprogramm nicht im Gegensatz zur evangelisch-lutherischen Lehre. Zwischenzeitlich war das Retabel hoch oben über dem Triumphbogen nur schlecht sichtbar angebracht, wie es eine ältere Kirchenbeschreibung berichtet. Eine neue Wertschätzung angesichts der hohen Qualität der vorreformatorischen Kunst führte dazu, dass das Retabel seinen Platz wieder auf dem Altar fand.

Auch wenn sich unsere heutige Glaubenspraxis von der der vorreformatorischen Zeit deutlich unterscheidet, kann uns ein Kunstwerk wie der Herdaer Altar noch immer berühren und uns anregen, über die Bedeutung der Passion Christi in unserer heutigen Welt nachzudenken. Wir blicken auf die gleichen Bilder wie schon die Menschen vor über 500 Jahren und versuchen wie sie, das Geschehen von Golgatha zu begreifen oder in uns wirken zu lassen.

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