Die Kirche in Förtha

Die Abendmahlslehre im Mauerwerk

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In Förtha kreuzten sich die Handelsstraße Via Regia und eine Heerstraße für Truppenbewegungen in Kriegszeiten. Im 30jährigen Krieg brannte die Kirche 1634 nieder. Erst vierzig Jahre später erfolgte der Wiederaufbau. Aus dem Jahr 1674 stammen die Emporen und die Kanzel. Der mittelalterliche Turm von 1415 blieb aber erhalten. Im Zweiten Weltkrieg beschädigten Granaten Turm und Dach. Das Turmuntergeschoss bildet den Chorraum, in dem das gotische Kreuzgratgewölbe, der massive Altartisch, eine spätmittelalterliche Skulptur des Gekreuzigten und eine Sakramentsnische an vorreformatorische Zeit erinnern.

Sakramentsnischen dienten der sicheren Aufbewahrung der Abendmahlsgeräte, des Weines und der Hostien. Ein Relief betont die Bedeutung der Sakramentsnische. Es zeigt Maria mit dem Leichnam Jesu auf dem Schoss und verbindet den Opfertod Christi mit der Abendmahlsfeier. Nach katholischem Glauben wandeln sich beim Abendmahl Wein und Brot in das wahre Blut und den wahren Leib Christi. Man nennt das die Transsubstantiationslehre. Geweihte Hostien, geweihter Wein und die Gefäße, die damit in Berührung kamen, bedürfen sorgfältiger Behandlung.

Martin Luther lehnte die katholische Transsubstantiationslehre ab und lehrte die Realpräsenz Christi im Abendmahl, die besagt, dass Jesu Gegenwart im Abendmahl nicht an Brot und Wein, sondern an die Austeilung dieser gebunden ist.
Im evangelischen Glauben sind Brot und Wein nicht geheiligt. Die Sakramentsnische verlor ihre Funktion im Gottesdienst.

Förtha durchkreuzten die einst wichtige Handelsstraße Via Regia und eine Heerstraße. Somit erlebte die heute so sorgsam sanierte Kirche so manchen Truppendurchmarsch. Im Zuge des 30jährigen Krieges brannte sie 1634 zu großen Teilen nieder. Erst 40 Jahre später konnte ein Neubau fertig gestellt werden. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges zerstörten Granaten Teile des Turmes und des Daches.

Der Kirchturm ist der älteste erhaltene Gebäudeteil des Ortes. Er wurde wohl um 1415 errichtet. Ein schlichtes Krüppelwalmdach aus Holz bildet das obere Geschoss, das von einem Kreuz bekrönt ist. Die schmalen Fensterschlitze, die das massive Turmmauerwerk durchbrechen, führten zu Überlegungen, der Turm sei einst Teil einer Wehranlage gewesen. Das Untergeschoss des Turmes bildet der Chorraum, den ein einfaches Kreuzgratgewölbe überspannt. Der massive Altartisch scheint aus der Erbauungszeit zu stammen. Das Langhaus enthält wohl noch einige Mauerreste aus dem 15. Jahrhundert, stammt zum großen Teil aber aus dem 17. Jahrhundert. Eine Inschrift belegt, dass die hölzernen Emporen-Einbauten 1674 fertiggestellt waren. Aus dieser Zeit stammt auch die Kanzel an der Seite des Triumphbogens. Auf der zweiten Empore erklingt nach einer durch Spenden möglich gewordene Teilsanierung die Orgel aus der Werkstatt der hessischen Orgelbau-Familie Oestreich. Ein spätmittelalterlicher Corpus Christi an einem neueren Kreuz lenkt den Blick an die Ostwand des Chores.

Hier befindet sich eine Sakramentsnische, die noch heute durch ein Gittertürchen verschlossen ist. Derartige Nischen kann man noch in vielen mittelalterlichen Kirchen entdecken. Sie erzählen vom Glauben der vorreformatorischen Zeit, als sie die Abendmahlsgeräte, Hostien und den Wein sicher bewahrten. Nach katholischem Glauben wandelt Gott über den Priester in der Eucharistie - der Danksagung - Wein und Brot in das wahre Blut und den wahren Leib Christi. Diese Vorstellung wird auch als Transsubstantiationslehre bezeichnet. Das geweihte Brot und der geweihte Wein, aber auch die Gefäße, die mit ihnen in Berührung kommen, sind daher besonders sorgsam zu behandeln. In der Förthaer Kirche befindet sich über der Sakramentsnische ein flaches Relief. Es zeigt Maria mit dem Leichnam Jesu auf ihrem Schoß. In Verbindung zur Sakramentsnische vergegenwärtigt das Bild die Verbindung der Passion Christi mit der Abendmahlsfeier in der Kirche.

Mit der Reformation änderte sich diese Sicht auf das Abendmahl. Luther lehnte die Transsubstantiationslehre ab und vertrat die Realpräsenz Jesu im Abendmahl. Die Gegenwart des Gottessohnes ist nicht an Brot und Wein, sondern an die Austeilung dieser gebunden. Da nun geweihtes Brot und geweihter Wein keine eigene Verehrung mehr erfuhren, verlor die kleine Mauernische ihre liturgische Bedeutung. Sie blieb leer und der Zierrahmen wurde zum Teil abgeschlagen. In der evangelischen Kirche erinnert sie nun an den Wandel in der Abendmahlslehre seit der Reformation.

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