„…auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen“
„…auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen“
Die Kirche war ursprünglich eine Wallfahrtskapelle, die im Mittelalter eine prächtige Ausstattung besaß. Nach der Reformation verlor das Gebäude seine Bedeutung. Zwischen 1642 und 1663 erfolgte der Wiederaufbau. Im Jahr 1775 fand eine umfassende Erneuerung statt, die Glocken kamen vom baufälligen Dachturm ins Glockenhaus. Das Taufgestell aus dem 17. Jahrhundert ist bemerkenswert. Es zeigt die Stifterfamilie und nennt das Alter jedes Einzelnen. Die Ausmalung schmückt seit 1981 den Altar und die Emporen. Sie stellt die Geschichten der Apostel Petrus und Paulus dar.
„Du bist Petrus und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen.“ (Mt. 16, 18), sagte Jesus zu seinem Jünger, der zuvor Simon hieß und ein einfacher Fischer war. Er begleitete Jesus leidenschaftlich und scheiterte dennoch an der Zumutung der Passion Christi. Nach der Ausschüttung des Heiligen Geistes zu Pfingsten entwickelte Petrus den Mut zum Bekenntnis des Glaubens, gründete die erste Gemeinde in Rom und erlitt das Martyrium. Über seinem Grab erhebt sich der gewaltige Petersdom. Doch auch die kleine Deubacher Kirche trägt seinen Namen, denn der Fels steht für Stabilität und Dauerhaftigkeit.
Paulus war gläubiger Jude und hieß erst Saulus. Er verfolgte die Anhänger Jesu, bis ihn bei einer Reise Jesus Christus als helles Licht erschien und bekehrte. Er verkündete überzeugend den neuen Glauben und kam in Rom unter Kaiser Nero gewaltsam zu Tode. Paulus gilt vor allem als Apostel der Nichtjuden, was zu Meinungsverschiedenheiten mit Petrus führte. Als Apostel und Kirchenväter teilen sich die beiden dennoch den gemeinsamen Gedenktag am 29. Juni.
Deubach liegt idyllisch entlang eines Tales. Die Siedlungsform wird als Waldhufendorf bezeichnet. An jede Hofstatt schloss sich ein Streifen Waldes an. Die Kirche ruht malerisch auf einer Anhöhe über dem Dorf und verweist auf die Glaubenswelt des Mittelalters. Es ist überliefert, dass sie als Wallfahrtskapelle dem Apostel Petrus geweiht war. Ein qualitätvoller spätgotischer Flügelaltar gehörte einst zur Ausstattung und zeugt vom hohen Ansehen, das die Kirche genossen haben muss. Heute ist dar Altar im Herzoglichen Museum in Gotha zu bewundern. Im Zentrum steht die Heilige Anna selbdritt, die im Mittelschrein von den Aposteln Petrus und Paulus begleitet wird. Das wertvolle spätgotische Retabel gab dem unbekannten Meister des Deubacher Altars seinen Namen. Es zeugt von der einst prächtigen Ausstattung der mittelalterlichen Wallfahrtskirche. Nach der Reformation verfiel das Gebäude und konnte zwischen 1642 und 1663 wiedererrichtet werden. Nochmals wurde eine umfassende Erneuerung 1775 notwendig. Weil der Dachturm Mitte des 18. Jahrhunderts baufällig war, brachte man die Glocken neben der Kirche in einem Glockenhaus unter. Insgesamt war die Kirche im Inneren weitestgehend schmucklos gestaltet. Ein bemerkenswertes Ausstattungsstück ist dabei das Taufgestell vom Beginn des 17. Jahrhunderts. Es zeigt eine Familie in der Kleidung der Renaissance mit fünf Kindern, zwei Jungs und drei Mädchen, im Alter von drei bis siebzehn Jahren. Der Vater ließ sich mit fünfundfünfzig Jahren auf dem Taufgestell verewigen und die Mutter mit einundvierzig Jahren. Das Lebensalter der Familienmitglieder wurde festgehalten. Namen lassen sich aber nicht finden. Man mag hinter diesem sicherlich gestifteten Taufgestell Dankbarkeit und Bitte um weiteren Schutz für die Familie vermuten.
Die schlichte Kirche bot Raum für eine moderne Ausmalung, die 1981 mit Unterstützung der Evangelischen Bruderschaft Wigberti erfolgte. Im Flügelaltar und an den Emporen werden die Lebensgeschichten der Apostel Petrus und Paulus erzählt. Damit wird das Patronat der kleinen Kirche in der Ausgestaltung aufgegriffen. Es erstaunt, dass einer der wichtigsten Jünger Christi und Begründer seiner Kirche in Rom Namensgeber für diese verträumte Dorfkirche ist. Doch kein Ort ist letztlich unbedeutend, wenn Menschen sich im Namen Jesu Christi dort zusammenfinden.
Petrus hieß eigentlich Simon. Seinen Namen – er bedeutet Fels – erhielt er von Jesus. Petrus hatte Jesus als den lebendigen Sohn Gottes erkannt. Darauf erwiderte Jesus: „Du bist Petrus und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen.“ (Mt. 16, 18) Zudem verhieß er ihm die Schlüssel zum Himmelreich. Petrus wurde gemeinsam mit seinem Bruder Andreas einer der ersten Jünger Jesu. Ursprünglich waren beide Fischer. Mit Jacobus dem Älteren und Johannes waren sie die bevorzugten Vertrauten Jesu. Petrus´ Handeln entsprach allerdings nicht immer seinem Bekenntnis zu Jesus. So wollte er diesen von seinem bevorstehenden Weg zum Kreuzestod abbringen. Er schlief ein, als Jesus den Beistand seiner liebsten Jünger im Garten Gethsemane am notwendigsten brauchte. Petrus wird für den Jünger gehalten, der bei der Gefangennahme Jesu einem Soldaten das Ohr abschlug. Matthäus berichtet, wie Petrus nach der Gefangennahme Jesu aus Furcht seine Zugehörigkeit zu den Jüngern verleugnete. Als der Hahn am Morgen zum dritten Mal krähte, wurde er sich seiner Schuld bewusst und weinte.
Den auferstandenen Christus bekam er als einer der ersten Jünger zu Gesicht. Nach der Ausschüttung des Heiligen Geistes zu Pfingsten entwickelte Petrus den festen Mut, sich öffentlich zu seinem Glauben zu bekennen. Ihm werden Wunder der Heilungen Kranker und der Erweckung Toter nachgesagt. Nach dem Tod Jesu leitete Petrus eine kleine Christengemeinde in Jerusalem. Dann wurde er der erste Bischof von Antiochia und gründete später die erste Gemeinde in Rom. Daher wird er auch als Bischof Roms verehrt. Wahrscheinlich kam er bei der Christenverfolgung Neros zwischen den Jahren 64 und 67 um. Über seinem Grab wurde der Petersdom errichtet. Petrus wird in der römisch-katholischen Kirche als Stellvertreter Christi und der erste unter den Bischöfen angesehen. Diese Vollmacht wird an alle seine Nachfolger, die Päpste, weitergegeben.
Zusammen mit dem Apostel Petrus ist in der Deubacher Kirche auch der Apostel Paulus abgebildet. Paulus von Tarsus war gläubiger Jude und nannte sich erst Saulus. Zunächst verfolgte er die Anhänger Jesu, bis es zu einem erschütternden Erlebnis auf einer Reise nach Damaskus kam. Geblendet von der hellen Erscheinung Christi fiel er zu Boden. Zuvor war er Jesus nie leiblich begegnet. Er wurde nun zu einem überzeugten Verkünder des neuen Glaubens. Missionsreisen führten ihn nach Kleinasien und Griechenland. In Rom wurde er unter Kaiser Nero enthauptet. Sein Attribut ist daher das Schwert. Ihm werden 13 Briefe, die in der Bibel zusammengetragen sind, sicher zugeschrieben. Sie entstanden zwischen 50 und 60 nach Christi Geburt. Paulus gilt vor allem als Apostel der Nichtjuden. Diesbezüglich kam es auch zu einer Auseinandersetzung mit Petrus. Es wurde in den Gemeinden der Urchristen diskutiert, ob man, um getauft zu werden, zuvor nach jüdischem Gesetz beschnitten und in der Tora unterrichtet worden sein muss. Petrus sprach sich zuerst für die Bekehrung der Heiden im Sinne des Paulus aus, der den sogenannten Heidenchristen die Beschneidung ersparen wollte. Doch wich Petrus von diesem Standpunkt zurück, nachdem er Druck aus seiner Jerusalemer Gemeinde bekommen hatte und verwehrte den Heidenchristen die Tischgemeinschaft. Paulus aber redete Petrus ins Gewissen. Er berichtet: „Als Kephas aber nach Antiochia gekommen war, bin ich ihm offen entgegengetreten, weil er sich ins Unrecht gesetzt hatte.“ (Gal 2, 11) Kephas ist der aramäische Name des Petrus. Petrus und Paulus werden trotz dieser Meinungsverschiedenheiten, als Apostel und Kirchenväter zusammen verehrt. Ihr Gedenktag ist der 29. Juni - ein Hochfest in der katholischen Kirche.
Der Name des Deubacher Kirchenpatrons zeugt von der reichen bildlichen Sprache Jesu, mit der er die Wahrheiten Gottes den Menschen näherbrachte. Die Naturmetapher Fels ist weltweit zu verstehen. Der Fels steht für Stabilität und Dauerhaftigkeit. Das repräsentiert letztlich auch die kleine Steinkirche in Deubach, die seit Jahrhunderten ihrer Gemeinde Raum bietet.
Gefördert durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums: Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete.